Die neuapostolische Kirchengemeinde Sachsenheim wurde im Jahre 1910 gegründet.
Die Impulse dazu waren von Horrheim ausgegangen. Dort wurden bereits seit 1900 Gottesdienste durchgeführt. Die ersten beiden Gemeindevorsteher von Horrheim, Wilhelm Schmid und Friedrich Renz, waren in der Anfangszeit auch für Großsachsenheim zuständig. Jakob Deumelhuber war der erste Bürger aus Großsachsenheim, der diesen beiden Amtsträgern begegnete und dadurch mit dem neuapostolischen Glauben in Verbindung kam. Diakon Albert Burger aus Horrheim gilt als der Gründer der Gemeinde Großsachsenheim, der dazu seinen Wohnort nach hier verlegte und eine Arbeitsstelle in Großsachsenheim annahm.
Als die Anzahl der Glaubensgeschwister aus Großsachsenheim eine gewisse Größe erreicht hatte, konnten hier in unterschiedlichen Lokalitäten Gottesdienste abgehalten werden. Der jungen Gemeinde blieben so die Wege nach Horrheim erspart, die zu jener Zeit zumeist zu Fuß zurückgelegt wurden, wenngleich die Begegnungen mit den dortigen Glaubensgeschwistern immer sehr erbaulich waren.
1915 erhielt die Gemeinde Großsachsenheim in Priester Albert Frey, der 1919 das Hirtenamt empfing, einen Vorsteher aus ihren Reihen. Amtsträgern und Glaubensgeschwistern war es ein Anliegen, auch in den Ortschaften der Umgebung von ihrem Glauben zu erzählen, so dass u.a. Gemeinden in Hohenhaslach, Kleinsachsenheim, Markgröningen und Oberriexingen entstehen konnten.
In der Gemeinde Großsachsenheim wurde von Anfang an freudig musiziert. Bei der Einweihung der Versammlungsstätte in der Querstraße im Jahr 1918 sang zum ersten Mal der gemischte Chor. 1925 wurde der Posaunenchor gegründet – heute einer der wenigen in unserer Kirche. Der seit 1959 bestehende Kinderchor wurde auch überregional eingesetzt. Das Streichorchester der Gemeinde Großsachsenheim bildete den Kern des 1968 gegründeten Bezirksorchesters. Zahlreiche Impulse gingen von Großsachsenheim aus und gaben den Anstoß zu musikalischen Aktivitäten in umliegenden Gemeinden und Bezirken, so dass durchaus von einer „musikalischen Hochburg“ gesprochen werden kann. Die Namen Schwahn und Baumgärtner, Renz und Martius sind untrennbar mit diesen Leistungen verbunden. Nicht nur die Klangkörper in der Gemeinde, sondern auch im Kirchenbezirk, der Amtsträgerchor – der heutige Bezirksmännerchor, der Jugendchor und das Bezirksorchester wurden von diesen Dirigenten geleitet.
Da die Versammlungsstätte an der Querstraße schon nach kurzer Zeit wieder zu klein wurde, stellte der Bau einer Kirche in unmittelbarer Nähe eine große Freude für die Gemeinde dar. In wirtschaftlich schwieriger Zeit der Inflation nach dem Ersten Weltkrieg konnte sie Ende 1922 von Apostel Karl Gutbrod eingeweiht werden. Schmerzlich war für die Gemeinde, dass ihr Gotteshaus während des Dritten Reiches und Zweiten Weltkrieges beschlagnahmt war, so dass für die Gottesdienste Ausweichquartiere gesucht werden mussten. Die Kriegsjahre brachten starke Beeinträchtigungen und große Sorgen mit sich. Viele Amtsträger und Glaubensbrüder waren zur Wehrmacht eingezogen. In dieser Zeit verstarb Hirte Albert Frey und Gemeindeevangelist Wilhelm Daub wurde 1941 als Vorsteher beauftragt. Nachdem dieser 1943 zum Kriegsdienst einberufen wurde, nahm Priester Wilhelm Arzt bis 1955 die Aufgabe des Gemeindevorstehers wahr. Gemeindeevangelist Wilhelm Daub war einer von sieben Glaubensbrüdern der Gemeinde, die nicht mehr aus dem Krieg zurückkehrten.
Ein Zeichen weiteren Wachstums der Gemeinde war die Notwendigkeit, eine noch größere Kirche an der Goethestraße zu bauen. Diese konnte 1972 durch Bezirksapostel Ernst Streckeisen ihrer Bestimmung übergeben werden. Da sie großzügig dimensioniert ist, kommen hier auch die umliegenden Gemeinden zu besonderen Gottesdiensten zusammen. Aus der Reihe zahlreicher Festgottesdienste soll jener erwähnt werden, den Ernst Streckeisen im März 1975 kurz nach seinem Amtsantritt als Stammapostel durchführte.
Von 1973 bis zur Gründung der italienischen Gemeinde Tamm im Jahr 1985 fanden in Großsachsenheim Gottesdienste in italienischer Sprache statt, die vom italienischen Chor umrahmt wurden. Zur Gemeinde Sachsenheim gehören einige italienisch sprechende Glaubensgeschwister. Zum 75-jährigen Bestehen der Gemeinde wurde eine umfangreiche Chronik verfasst, in der dieser Zeitabschnitt sehr ausführlich dokumentiert wird. Das 80-jährige Gemeindejubiläum wurde 1990 mit einer großen Festveranstaltung in der Festhalle Sachsenheim begangen.
Über drei Jahrzehnte, von 1955 bis 1988, ging Hirte Erich Frey der Gemeinde als Vorsteher voran. Neben vielen Amtsträgern wurde er in dieser Aufgabe von den Evangelisten Walter Mannsperger und – als dieser 1973 als Bezirksevangelist ordiniert wurde – von Ernst Arzt unterstützt. Nachdem Hirte Helmut Haug das Amt eines Bezirksevangelisten und später das des Bezirksältesten erhalten hatte, wirkte von 1992 bis 2000 Hirte Dieter Kahle als Vorsteher. Im Jahr 2000 wurde die Gemeinde Untermberg mit der Gemeinde Sachsenheim zusammengeführt. Die dadurch hinzugekommenen Glaubensgeschwister haben sich hier gut integriert und bereichern das Gemeindeleben. Deren Vorsteher, Priester Rainer Eichler, hatte mit der Gemeindefusion das Evangelistenamt empfangen und war bis 2004 Vorsteher der vereinigten Gemeinden. Anschließend hatte Hirte Rolf Seiss bis zu seiner Ruhesetzung im Jahr 2008 die Aufgabe des Gemeindevorstehers inne.
Heute gibt es in der im Zuge der Gemeindereform 1971 bis 1973 gebildeten Flächenstadt Sachsenheim mit ihren 6 Stadtteilen Kirchengemeinden in Hohenhaslach und in der Kernstadt Großsachsenheim. Die Gemeinde Sachsenheim, die 2010 ihr 100-jähriges Jubiläum begehen konnte, zählt am Beginn des Jahres 2017 ca. 225 Mitglieder, davon 35 Kinder und Jugendliche, die von einem Hirten, einem Gemeindeevangelisten, vier Priestern und fünf Diakonen betreut werden. In den kirchlichen Unterrichten engagieren sich zusätzliche Lehrkräfte. Viele weitere Aufgaben in der Gemeinde werden von zahlreichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erledigt. Die Gottesdienste werden vom gemischten Chor, dem Posaunenchor und gelegentlich von einem Streicherensemble musikalisch mitgestaltet. Auch die Kinder erfreuen immer wieder die Gemeinde mit ihren Liedvorträgen.
02/2017