„An den Tod denken, an den eigenen Tod, ist eine wahre Bereicherung und wirkt befreiend.“ So schrieb Phil Bosman, ein katholischer Ordensgeistlicher aus Belgien, in einem Text. Dem an sich unpopulären Gedanken an den Tod näherten sich viele Zuhörer in der voll besetzten Neuapostolischen Kirche in Bietigheim-Bissingen, als am Sonntag, 21. Februar, der Regionalchor Nürtingen ein außergewöhnliches Konzert gab. Dieser Text und vier weitere Lesungen ergänzten die Musik von Heinrich Schütz und Johannes Brahms, die an diesem Abend erklang.
Im ersten Teil des Konzertes, eingeleitet durch das Choralvorspiel „Wenn wir in höchsten Nöthen sein“ von Johann Sebastian Bach, hatte sich der Chor unter seinen Dirigenten Daniel Joos und Karsten Ott an ein höchst anspruchsvolles Werk gewagt, die Musicalischen Exequien von Heinrich Schütz, deren barocke Polyphonie vom Ensemble höchstes Können abverlangte. Interessant ist, dass der erste Teil dieser Trauermusik mit Texten aus dem Alten und Neuen Testament im konzertierenden Stil komponiert ist. So erlebte der Zuhörer ein interessantes Wechselspiel zwischen einer hervorragenden und stimmlich wunderbar zusammenpassenden Solistengruppe, bestehend aus Catharina Witting und Jasmin Joos (beide Sopran), Timo Schabel (Alt), Marcus Elsäßer und Felix Haberland (beide Tenor) sowie Dominik Schmolz (Bass), und Chorpartien, deren Homogenität, Präzision, Intonation und Textverständlichkeit höchsten Respekt verdienen. Die Continuogruppe, bestehend aus Karsten Ott (Orgelpositiv), Thorsten Waibel (Kontrabass) und Sandro Belz (Violoncello), begleitete unaufdringlich und klangschön.
Johannes Brahms hatte die Texte für seine Motette „Warum ist das Licht gegeben dem Mühseligen“ selbst aus dem Alten und Neuen Testament zusammengestellt. Die große inhaltliche Bandbreite - vom anklagenden Warum über die Ungerechtigkeiten der Welt über einen Aufruf zum Lobpreis Gottes und eine Seligpreisung bis hin zum abschließenden „Mit Fried und Freud ich fahr dahin“ - bot dem Regionalchor die Möglichkeit, seine unterschiedlichen Klangregister hörbar zu machen. So überzeugte er durch Klangfülle und Ausdruckskraft ebenso wie durch die Wechsel in zarte Piano-Passagen, großartig herausgearbeitet durch das präzise Dirigat von Daniel Joos.
So war stehender Applaus der angemessene Dank an die spürbare Hingabe aller Mitwirkenden, die dem Publikum einen eindrucksvollen Abend geschenkt hatten. Dank vor allem an Daniel Joos, dem Dirigenten des Abends, sowie an Karsten Ott, der zusätzlich bei den Choralvorspiele an der Orgel zu hören gewesen war.
Text: BM/HB
Fotos: KB