Am Sonntag, den 24. Februar, konzertierte der Regionalchor Nürtingen gemeinsam mit Streichern des Kammerorchesters Stuttgart der Neuapostolischen Kirche in der katholischen Kirche St. Laurentius in Bietigheim unter der Leitung von Daniel Joos.
Auf dem Programm standen Werke dreier zeitgenössischer Komponisten: Ola Gjeilo, Max Richter und Peteris Vasks.
Neue Musik ist nicht jedermanns Sache – wer sich darauf einlässt, wird oft überrascht – und wurde in diesem Fall mit einem außergewöhnlichen Konzertabend belohnt.
»Verleih uns Frieden« des in Lettland geborenen Peteris Vasks ist ein gesungenes Gebet eines Volks, das unter Repressalien leidet: Die ersten Streichertöne nehmen das Publikum mit in eine zerrissene Atmosphäre – ein starker Kontrast zu dem in Pianissimo vorgetragenen Wunsch des Chores nach Frieden. Zunächst verhalten, einstimmig, steigert sich dieser Wunsch in einen hörbar inneren Kampf und einen Schrei aus tiefer Not heraus. Lange Töne breiten einen Klangteppich aus, bis sie in einem leisen Murmeln enden. Das zum Teil 12-stimmige Chorwerk wurde von Chor und Streichern gefühlvoll und technisch fein vorgetragen.
Das Streicher-Musikstück »On the Nature of Daylight« des deutschen Komponisten Max Richter, das sinnbildlich die Sonne über einem leise wogenden Meer aufgehen ließ, bildete die Brücke zum »Hauptkomponisten« des Konzerts, Ola Gjeilo.
Der Chor begab sich ins Kirchschiff, umscharte das Publikum und gab mit Gjeilos »Ubi Caritas« ein nobles, kurzes Werk, a capella differenziert vorgetragen und trotz der bemerkenswerten Größe des Chors mit reichem Nuancenspektrum. Den »Schwerpunkt« bildete die sich anschließende »Sunrise Mass« des Norwegers Ola Gjeilo; sie ist sowohl kompositorisch als auch in der Aufführung außergewöhnlich. Gjeilo betitelte die lateinische Messe mit »eigenen« Überschriften, die den Bogen zum Hier und Jetzt spannen. So bezeichnet der Komponist das »Kyrie« – Herr, erbarme dich – mit »Sphären« und malt darin impressionistisch klingende Bilder. Im »Gloria« geht sinnbildlich gesprochen die Sonne auf, und hier findet sich wieder ein Bezug zum Orchesterstück von Max Richter. Die beiden letzten Sätze, von den Streichern mit viel Spielfreude begleitet und vom Chor mit ebenso großer Begeisterung gesungen, waren musikalisch und thematisch außergewöhnlich: Das »Sanctus« beispielsweise symbolisiert das Individuum, das mit den zarten Tönen der herausragenden Solo-Violinistin Birgit Müller am Ende einen versöhnlichen Frieden in Gott findet.
Ein begeistertes Publikum bedankte sich ausgiebig mit Standing Ovations bei den Künstlern, ehe der Chor als Zugabe noch einmal Gjeilos »Ubi Caritas« sang, nunmehr unter dem Dirigat eines Choristen.